Sind Kinder in Wien selbstständig und ohne Begleitung Erwachsener zu Fuß unterwegs?
Die Soziologin Sonja Gruber hat sich und Kindern im Rahmen des Forschungsprojektes „schrittWeise“ diese Frage gestellt. Ein Ergebnis: Die Kinder finden Zu-Fuß-Gehen cool! Spannend ist auch, dass die befragten Kinder insgesamt ein sehr hohes Bewusstsein dafür haben, dass zu Fuß gehen gesund ist.
Die Soziologin Sonja Gruber hat sich und Kindern im Rahmen des Forschungsprojektes „schrittWeise“ diese Frage gestellt. Mit Unterstützung der MA 13 – Bildung und außerschulische Jugendbetreuung, der Parkbetreuung der Wiener Kinderfreunde aktiv und der Mobilitätsagentur untersuchte Gruber im Sommer 2015, ob, wie und unter welchen Umständen Kinder in Wien Favoriten in ihrerer Freizeit und ohne Begleitung Erwachsener zu Fuß unterwegs sind. Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, die das Angebot der Parkbetreuung in Anspruch nehmen, wurde hierfür interviewt. Ein vielleicht überraschendes Ergebnis: Die Kinder finden Zu-Fuß-Gehen cool! Spannend ist auch, dass die befragten Kinder insgesamt ein sehr hohes Bewusstsein dafür haben, dass zu Fuß gehen gesund ist.
Unter welchen Umständen aber sind Kinder heute ohne Begleitung Erwachsener zu Fuß unterwegs?
Soziologin Sonja Gruber erklärt: „Während in früheren Zeiten Kinder selbstverständlicher Bestandteil des Straßenlebens waren und zu Fuß mit Gleichaltrigen und Geschwistern ihre Umgebung erkundeten, verbringen sie heute den größten Teil ihrer Freizeit an „kindgerechten“ Orten wie z. B. im Hort, auf Spielplätzen, im Klavierunterricht oder im Sportverein. Der Straßenraum ist dabei ein Raum, den es zu überwinden gilt, nicht aber ein Raum, der eigene Aufenthalts- und Erlebnisqualität besitzt. Die unmittelbare Wohnumgebung bleibt vielen Kindern relativ fremd. Die Wege zwischen diesen „Inseln“ werden die Kinder meist von Erwachsenen begleitet.“
Unter welchen Umständen aber sind Kinder heute ohne Begleitung Erwachsener zu Fuß unterwegs? Das Forschungsprojekt schrittWeise kam u. a. zu folgenden Erkenntnissen:
• „Wenn ich mit Freunden oder meiner zwölfjährigen Schwester unterwegs bin, darf ich weiter gehen, als alleine“, erzählt der zehn Jahre alte Andreas. „Generell spielen Geschwister und Gleichaltrige eine zentrale Rolle für das selbstständige Unterwegssein von Kindern im öffentlichen Raum. Zu zweit oder in Gruppen haben sie erweiterten Bewegungsspielraum“, so Gruber.
• Die elfjährige Medina ist mit ihrer Schwester unterwegs, um die Schulter hat sie ein kleines Täschchen – darin ihr Mobiltelefon. Sie erzählt: „Wir müssen immer das Handy mithaben.“ Tatsächlich stellt das Handy heutzutage ein wesentliches Instrument für Eltern zur Beaufsichtigung ihrer Kinder bei ihrem Aufenthalt im öffentlichen Raum dar. Dazu die Soziologin: „Es ermöglicht den Kindern einerseits Freiheiten, macht sie aber auch kontrollierbarer und abrufbarer für Erwachsene.“
• Das selbstständige Zu-Fuß-Gehen wird durch Angebote, wie die Parkbetreuung, unterstützt und sogar gefördert. Denn gerade für sehr behütete und jüngere Kinder stellt die Parkbetreuung einen Grund dar hinauszugehen und bietet die Möglichkeit zum selbstständigen Unterwegssein. Viele Kinder dürfen den Weg in den Park – da die Eltern wissen, dass die Parkbetreuung da ist und ihre Kinder eine Anlaufstelle bzw. Person vor Ort haben – alleine zurücklegen. Sonja Gruber weiß aus ihren Gesprächen mit den Kindern: „Die Parkbetreuung gibt den Kindern auch Argumente in die Hand, wenn sie mit Eltern ihre eigenen Spielräume zum selbstständigen Unterwegssein verhandeln.“
Durch das selbstständige Zu-Fuß-Gehen werden die Kinder geübter, selbstbewusster und auch sicherer im Verkehrsgeschehen – schrittWeise.