Schulvorplätze: Kindern Raum geben

Kurz vor acht Uhr morgens geht es hier besonders  turbulent zu: Wenn Eltern noch einmal die Schultasche kontrollieren, der Scooter abgestellt wird, Freunde einander begrüßen und hunderte Kinder gleichzeitig ins Gebäude drängen. Dann kann es vor dem Schultor schon mal so eng werden wie in einer Tokyoter U-Bahnstation.

Ob der Tag für Schulkinder mit fröhlichem Geplauder oder gar einer Partie Fangenspielen beginnen kann, hängt von der Art des Schulvorplatzes ab.  Ist es ein enger Gehsteig mit dem üblichen Zaun, wird er wenig soziale Interaktionen zulassen. Ist es aber ein freundlich gestalteter Aufenthaltsbereich, dann kann er viel zu einem positiven Miteinander beitragen. Ein paar Sitzbänke, ein Baum ein gepflasterter Bodenbelag können schon ausreichen. Dazu gehört auch, den Autoverkehr vor der Schule so weit wie möglich zu reduzieren. Das bringt bessere Luft, mehr Ruhe, mehr Sicherheit und vor allem mehr Bewegungsfreiheit für Kinder und Eltern.

Wer sich in Wien umsieht bemerkt leicht, dass Schulvorplätzen immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Hin und wieder werden sogar kleine Fußgängerzonen geschaffen, um den Kindern mehr Platz zu bieten. Wer durch die Franklinstraße in Floridsdorf spaziert, wird neue Sitzmöbel vorfinden, die von den tausenden SchülerInnen der angrenzenden Schulen intensiv genützt werden.

Franklinstraße in Floridsdorf

Mehr Platz vor der Schule

Die Schule am Enkplatz in Wien Simmering bietet neuerdings Sitzbänke mit eingebauter Handyladestation samt Solaranlage, und ein auf den Boden gemaltes Labyrinth vor der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau regt zum Nachgehen an.
Auch dieses Jahr wurden wieder  Schulvorplätze, etwa  in der Burggasse 101 in Neubau, neu gestaltet.

Gemeinsam gestalten.

In der Schulgasse in Währing wird gemeinsam mit SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen und AnrainerInnen an einem neuen Schulvorplatz geplant. Die Gehsteige dort sind eng und trotz der Tempo 30 Zone sind viele Autofahrende schneller unterwegs. Damit sich alle Beteiligten ein Bild machen können, wurden verschiedene Planungsvarianten kurzerhand auf die Fahrbahn aufgemalt. Der Bezirk hat die „Bunte Schule“, Kinder, Eltern und AnrainerInnen auch eingeladen, den Entwurf zu kommentieren.

Die Rückmeldung zeigen: alle wünschen sich mehr Platz für die Kinder. Isabella Kirchmayr, Direktorin der „Bunten Schule“: „Wenn die Schule direkt an den Park angrenzen würde, wäre das das Paradies.“ Nun werden auf Basis der Rückmeldungen die Pläne erstellt.

Video: Okto – Der neue Schulvorplatz Schulgasse – zum „echten“ Ausprobieren

Freiraum schaffen

Es darum Orte zu gestalten, an denen Kinder in Sicherheit spielen, ihre Umwelt erleben und sich bewegen können. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass 60 bis 90 Prozent der Schulanfängerinnen und Schulanfänger in Österreich und Deutschland Haltungsschwächen aufweisen. Außerdem nimmt Bodymass-Index, ein Gradmesser für Übergewicht, bei Kindern und Jugendlichen zu. Übergewichtige Kinder: Österreich liegt im mitteleuropäischen Trend

Auch auf die geistige Gesundheit hat fehlender Platz, fehlender Freiraum Folgen für Kinder. Denn: Ohne die Verfügbarkeit von Freiräumen in der Stadt werden den Kindern wichtige Wahrnehmungen und Erfahrungen vorenthalten, die für das Heranwachsen einer eigenständigen Persönlichkeit zum Beispiel im Hinblick auf soziale Kompetenz wichtig sind.

Ein Junge und ein Mädchen laufen fröhlich einen Weg entlang. Im Hintergrund ein für Wien prägnantes Gebäude - eine U-Bahn-Station der alten Stadtbahn im Jugendstil erbaut. Foto von Ernst Grünwald

Abenteuer Zu Fuß zur Schule

Damit Kinder schon früh aktiv unterwegs sind und im Straßenverkehr sicherer werden bietet die Mobilitätsagentur Kurse für Schulklassen an. Im Projekt „Zu Fuß zur Schule“ wird gemeinsam mit Kindern der Schulweg erkundet. Mit der Mobilitätsbox bietet die Mobilitätsagentur ein Angebot für Kindergartenkinder.