Zwei Kinder pusten einander Seifenblasen zu. Foto von Ernst Grünwald

Wer GEHT in die Schule? Wie Bewegung das Gehirn fit macht.

Mehr als 200.000 Schülerinnen und Schüler machen sich tagtäglich in Wien auf den Weg in die Schule. Während manche zu Fuß unterwegs sind, werden andere mit dem Auto bis vor die Schultür chauffiert. Was viele nicht wissen: Die Art des Schulwegs wirkt sich auf die Schulleistung aus. Und dabei gilt: Kinder, die zu Fuß in die Schule gehen (oder mit Fahrrad oder Roller fahren), lernen nachweislich leichter. Im Gespräch hat uns Dr. Katharina Turecek, Medizinerin und Kognitionswissenschafterin erklärt wie das Zu-Fuß-Gehen und das Gehirn zusammenhängen. Und wie man es trainieren kann.

Wien zu Fuß: Ein bewegter Schulweg wirkt auf unser Gehirn aus. Aber wie?
Dr. Turecek: Damit unser Gehirn fit und gesund bleibt braucht es sowohl körperliche als auch geistige Aktivität. Bewegung hat sowohl kurz- als auch langfristige Auswirkungen auf das Gehirn.
Unmittelbare Effekte des aktiven Schulwegs sind eine erhöhte Aufnahmebereitschaft und Konzentrationsfähigkeit. Kinder, die zu Fuß in die Schule gehen, starten aktiviert und aufmerksam in den Schultag.

Und wie wirkt sich ein bewegter Schulweg langfristig aus?
Langfristig profitieren Kinder, die den Schulweg zu Fuß zurücklegen, von einer erhöhten körperlichen und geistigen Fitness. Bewegung stärkt Lernfähigkeit und Gedächtnis und das wirkt sich positiv auf die Schulleistung aus.

Gibt es auch Möglichkeiten, das Gehirn zu trainieren?
Tatsächlich kann man das. In meinem Buch „Gehirnspaziergang“ habe ich Trainingsprogramme für das Gehirn entwickelt und Übungen gesammelt, die sich speziell für unterwegs eignen.

Können Sie uns ein paar Übungen verraten, die sich besonders fürs Spazierengehen mit Kindern oder den Schulweg eignen?
Sehr gerne. Es gibt etwa die Kreativitätsübung „Unmöglich ist“. Dabei sammeln Sie Unmöglichkeiten! Ein Beispiel „Unmöglich ist es, eine Woche nichts zu trinken.“… Wie viele Unmöglichkeiten fallen Ihnen ein?

Warum ist es gut, während der Übung in Bewegung zu sein?
Studien zeigen dass Bewegung die Kreativität fördert. Während eines Spaziergangs werden zahlreichere und vielfältigere Vorschläge gebracht. Gerade Kreativitäts- und Wortfindungsübungen funktionieren darum unterwegs besonders gut.
Eine weitere Übung trainiert uns Arbeitsgedächtnis. Sie heißt „Wechstaben Verbuchseln“.

Das klingt interessant. Wie funktioniert diese Übung?
Es werden Wörter verdreht und Buchstaben vertauscht. Wählen Sie dazu ein beliebiges zusammengesetztes Wort und vertauschen Sie die Anfangsbuchstaben der beiden Wortteile. Aus Baumhaus wird so das Haumbaus. Käsebrot wird zum Bräsekot. Das Meerschweinchen ist jetzt ein Schweermeinchen.

Was bewirkt diese Übung? Was lernt unser Gehirn dabei?
Unser Arbeitsgedächtnis funktioniert wie der Arbeitsspeicher eines Computers, es ist unsere zentrale Rechenplattform. Alles, was wir im Kopf machen, machen wir im Arbeitsgedächtnis: Kopfrechnen, Probleme lösen, vorausdenken… Wenn wir unser Arbeitsgedächtnis trainieren, stärken wir all diese Fähigkeiten.

Zum Abschluss noch ein wenig Kopfrechnen: eins, zwei, hüpf
Bei dieser Übung zählen Sie, indem Sie abwechselnd eine Zahl nennen: 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7
Ersetzen Sie nun alle Zahlen, die ein Vielfaches von 3 sind durch einen Hüpfer. Statt eine Zahl zu nennen, wird ein kleiner Hüpfer in den Spaziergang eingebaut: 1 – 2 – hüpf – 4 – 5 – hüpf – 7 …
Erschwerend sollen jetzt auch all jene Zahlen ersetzt werden, die die Ziffer drei beinhalten, also 13, 23 aber auch 30, 31 … (ja, da wird viel hintereinander gehüpft). 1 – 2 – hüpf – 4 – 5 – hüpf – 7 – 8 – hüpf – 10 – 11 – hüpf – hüpf – 14, 15 …

Weitere Trainings und Übungen fürs Gehrin finden Sie im Buch „Gehirnspaziergang – Schritt für Schritt geistig fit“ von Dr. Katharina Turecek, MSc, erschienen im Hubert-Krenn-Verlag.

Medizinerin und Kognitionswissenschafterin Dr. Katharina Turecek. Foto: Miriam Ilie

Dr. Katharina Turecek, Medizinerin und Kognitionswissenschafterin. Foto: Miriam Ilie