Corona-Krise: Straßen öffnen für die Menschen
Um das Abstandhalten zu ermöglichen, sollen in Wien zusätzliche Begegnungszonen entstehen. Denn viele Gehsteige in der Stadt sind dafür zu schmal. Vizebürgermeisterin Birgit Hebein kündigt nun an, temporäre Begegnungszonen in Wien einzurichten, um diesen lebensrettenden Abstand zu ermöglichen.
Seit Beginn der Corona-Krise hat sich unser aller Leben extrem verändert. Die Menschen in Wien verlassen ihre Wohnungen nur, um zur Arbeit zu gehen, notwendige Einkäufe zu erledigen oder anderen zu helfen. Um körperlich und geistig gesund zu bleiben, ist auch das Spazierengehen weiterhin erlaubt. Dabei ist es enorm wichtig, Abstand zu halten: Damit man sich selbst oder andere Menschen nicht ansteckt. Dieser Abstand ist lebensrettend.
Und dafür braucht es jetzt Platz. Insbesondere im dicht verbauten Gebiet, wo viele Menschen wohnen, keine Parks in der Nähe und die Gehsteige schmal sind, ist es wichtig, dass die Straßen für die Menschen geöffnet werden. Damit wird Platz geschaffen für sicheres Zu-Fuß-Gehen mit Abstand.
Vizebürgermeisterin Birgit Hebein setzt sich dafür ein, temporäre Begegnungszonen in Wien zu schaffen, um diesen Abstand zu ermöglichen. Auch Bundesministerin Gewessler kündigt eine diesbezügliche Änderung der StVO – Straßenverkehrsordnung an.
Viele Gehsteige sind zu eng, um den Corona-bedingten Sicherheitsabstand von einem Meter einzuhalten.
Auf 1.457 Gehsteig-Kilometern können die Wienerinnen und Wiener nur schwer Abstand halten: Diese sind weniger als 2 Meter breit. 38 Prozent aller Gehsteige sind schmäler als zwei Meter. Das heißt: Etwa 1.457 Kilometer Gehsteige verfehlen die Mindestbreite, die benötigt wird, um einen Meter Abstand zu anderen Personen halten zu können.
Den Platz auf der Straße müssen sich Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrende und Autos – sowohl fahrende als auch parkende – teilen. Nur etwas über ein Prozent der Straßenfläche in Wien sind Fußgängerzonen. Dabei werden 30 Prozent aller Wege der Wienerinnen und Wiener zu Fuß zurückgelegt.
In Begegnungszonen ist es möglich, dass sie von allen, egal ob sie mit dem Rad, dem Auto oder zu Fuß unterwegs sind, gleichberechtigt genutzt werden können.
Info: Was ist eine Begegnungszone und welche Regeln gelten dort?
StVO-Änderung geplant: Bund will Straßen für FußgängerInnen freigeben
Am Freitag, 3.4.2020 soll laut Medienberichten eine Änderung der Straßenverkehrsordnung im Nationalrat beschlossen werden – und zwar im Rahmen eines großen Covid-19-Pakets. Künftig soll es möglich sein, Straßen komplett oder Teile davon für den Kfz-Verkehr zu sperren. Hintergrund der Maßnahme ist es, auf der Straße Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger zu schaffen.
Laut Aussendung aus dem Büro von Mobilitätsministerin Leonore Gewessler sehen die Änderungen der StVO vor, dass Städte und Gemeinden durch Verordnung auf einzelne Straßen und Straßenabschnitte, die Fahrbahn dauernd oder auf bestimmte Zeit für Fußgänger freigeben können. Das ist aber nur dann möglich, wenn dies aufgrund der Maßnahmen gegen Covid-19 erforderlich ist. Zudem geht das nur dann, wenn dem keine erheblichen Interessen am ungehinderten Fahrzeugverkehr entgegenstehen. Bisher war es so, dass für den Verkehr gesperrte Straßen auch für Fußgänger gesperrt waren. Auf den dann betroffenen Straßenabschnitten sind Zufahrten, etwa zu Garageneinfahrten, sowie das Fahrradfahren weiterhin erlaubt. Die Änderungen sollen für die Corona-Krise zeitlich begrenzt sein. Welche Straßen dafür in Frage kommen, sollen die Städte und Gemeinden laut Ministerin Gewessler selbst entscheiden.
Weltweit öffnen Städte die Straßen für Radfahrende und Zu-Fuß-Gehende
Zahlreiche Städte in aller Welt reagieren auf die Corona-Krise mit neuen Verkehrsmaßnahmen.Berlin hat temporäre Radverkehrsanlagen eingerichtet. Die Lobby für Zu-Fuß-Gehende im kanadischen Quebec fordert temporäre Fußgängerzonen. Und in Adelaide in Australien müssen Druckknöpfe bei Fußgänger-Ampeln nicht mehr betätigt werden, Fußgehende bekommen automatisch grün.