„Wie im Harry-Potter-Film“ – Florian, 31 Jahre
Florian fühlt sich in der Wiener Innenstadt wie im Harry-Potter-Film. Der 31-Jährige gerät ins Schwärmen über die Wiener Innenstadt, wo er viel zu Fuß unterwegs ist. Er bestreitet die Wege in Wien hauptsächlich zu Fuß, manchmal mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine Mobilität ohne Auto lebt er auch seinen beiden Töchtern vor.
Gab es einen bestimmten Punkt, an dem du begonnen hast, viele Strecken zu Fuß zu gehen?
Vor rund zehn Jahren bin ich nach Wien gezogen. Damals habe ich für Triathlons trainiert und das Gehen als Basis fürs Training betrachtet. Auch Skispringer gehen viel und lange spazieren, um eine hohe Grundlagenausdauer im Niedrigpulsbereich zu haben. Wenn man schnell geht, kann man auch eine gute Basis für ein Marathontraining erzielen. Viele sehen Gehen oft als Zwang, um von A nach B zu kommen oder um die letzten Meter zurückzulegen. Aber ich sehe das positiv: Ich tue was für meine Gesundheit und kann meine Ausdauer stärken. Ich liebe es, schnell zu gehen.
Bist du immer schnell unterwegs?
Ich liebe es auch zu schlendern, weil man in einer Stadt wie Wien extrem viel sehen kann. Man kann sich die Geschichte der Stadt anhand der Häuser anschauen. Beim Radfahren geht das weniger, weil man schneller unterwegs ist und viel mehr Acht geben muss. Beim Zu-Fuß-Gehen kann man das Tempo so angenehm variieren.
Im ersten Bezirk bekommt man beim Gehen auch die Touristenführer mit. Manchmal bleibe ich stehen, tue so, als würd ich mir etwas anschauen, und höre denen zu. Als ich einmal beim Schwedenplatz durch eine schmale Gasse spaziert bin, habe ich mehr über die älteste Kirche Wiens gehört, die gut versteckt liegt. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass da eigentlich eine Kirche war. Das ist halt eine schöne Seite vom Spazierengehen, wenn man neue Gässchen geht und Neues sieht und beim Vorbeigehen Sachen wahrnimmt, die jemand, der im Auto sitzt einfach nicht wahrnehmen kann.
Das heißt, du gehst immer wieder neue Wege?
Also ich gehe gern neue Wege. Aber wenn ich schnell gehe, dann lieber den Weg, den ich kenne. Am liebsten gehe ich mit Kopf-Maps, nicht Google-Maps. Da stelle ich mir die Vogelperspektive vor und plane den schnellsten Weg für mich. Im ersten Bezirk gibt’s so coole Verbindungswege, z.B. wo die Schatzkammer ist. Viele Leute kennen das nicht und gehen außen herum. Im Endeffekt kannst aber durchgehen, und auf einmal bist du ganz wo anders. Das ist wie im Harry-Potter-Film: einfach vom Gleis 9 ¾ los, und schon stehst du bei der Schatzkammer. Es ist wie eine Art Entdeckungsreise: Man kann so viel entdecken, das ist immer wieder cool. Wenn man dann mit wem darüber redet, ist das ein echtes Gespräch aus purer Begeisterung.
In ganz Wien spaziere ich mit meiner Familie oder Bekannten gern zu veganen Lokalen, die sind in ganz Wien verteilt. Wenn es weiter weg ist, fahren wir oft auch mit den Öffis hin und gehen zurück – ein Verdauungsspaziergang von 10 km oder so. Und wenn du z.B. vom 14. in den 4. Bezirk spazierst, kriegst du innerhalb von zehn Minuten Fußweg viele verschiedene Kulturen mit. Das bleibt beim Auto außen vor, weil du einfach nur vorbeifährst. Es ist total spannend. Du nimmst kulturelle Einflüsse mit und siehst, wie vielfältig Wien ist. Vielleicht baut das auch Vorurteile ab.
Hast du eine Lieblingsstrecke, die du regelmäßig gehst?
Ich liebe einfach den ersten Bezirk. Ich mag auch gern den Stadtpark, weil die Mädels auch gern den Enten zuschauen. Durch Parks gehe ich generell gern.
Du hast gerade erwähnt, dass du mit deinen Töchtern gern im Park bist. Wie ist das generell bei deinen Töchtern?
Die Mädels haben mitbekommen, dass wir öffentlich fahren – auch nach NÖ raus. Die spielen dann im Zug, klettern herum, bis der Schaffner sagt: „Des is ka Spielplatz“. Zu den Spielplätzen spazieren wir zu Fuß. Ich finde auch gut, dass die Werte für die Feinstaubbelastung in der Höhe von Kinderköpfen gemessen werden. Wenn ich mich zu den Mädels bücke, merke ich, dass es da anders riecht. Insofern bin ich halt gern auch mit ihnen am Land spazieren. Waldspaziergänge machen wir, seit sie klein sind.
Einerseits will man vorleben, dass man viel geht, damit man wenig Feinstaub in die Städte bringt, deswegen bin ich auch ein Unterstützer der Elektromobilität. Andererseits belastet man sich auch mit dem Feinstaub und den ganzen Schwermetallen. Das ist eine komische Krux: Diejenigen, die versuchen etwas besser zu machen, werden nicht nur belohnt.
Du gibst beruflich auch Tipps zu Ernährung und Sport. Wenn nun jemand zu dir sagt, dass er/sie mehr zu Fuß gehen will, was empfiehlst du dieser Person?
Ähnlich, wie man‘s in der Trainingssteuerung auch macht: Mach’s mit Freude und mach’s so lang und so weit, wie’s dir taugt, aber übertreib’s nicht. Wenn du am ersten Tag alles gehst, wirst du danach Muskelkrämpfe haben. Es ist wie nach einer langen Partynacht. Daher am besten mit kürzeren Strecken starten, und dann: Step by step.