5 Dinge, die Sie über Kaisermühlen wissen müssen

Nicht-Wienerinnen und -Wiener kennen Kaisermühlen dank Ernst Hinterberger aus dem Fernsehen. Zumindest wenn sie in der 1990-er Jahren den „Kaisermühlen Blues“ gesehen haben. Ist Kaisermühlen wirklich nur die 10er Stiege, wo sich alle kennen? Oder gibt es hier mehr zu entdecken? Wir haben fünf Insights, die Sie unbedingt über Kaisermühlen wissen müssen.

Kaisermühlen liegt v.a. zwischen Alter und Neuer Donau im 22. Bezirk. Der Donaupark, die Donauplatte und das Große und Kleine Gänsehäufel, aber auch ein kleiner Teil der Donauinsel gehören zu diesem Donaustädter Stadtteil. Außerdem ist ein kleines Stückchen von Kaisermühlen formal Teil des Nachbarbezirks Floridsdorf: Dabei handelt es sich großteils um Wasserfläche der Alten Donau sowie um Verkehrsflächen im Bereich des Autobahnknotens Donaupark.

1. Gute Verkehrsanbindung ohne Straßenbahn

Begeisterte „Kaisermühlen Blues“-Zuseher:innen sind vielleicht enttäuscht, dass hier nicht die Straßenbahnlinie 5 fährt. Auch in der Serie wird erklärt, dass Franzi „Fünfer“ Mayerhofer (gespielt von Gerald Pichowetz) früher Am Tabor gewohnt hat. Wenn er länger dort weg ist, spielt der die Straßenbahn selbst.

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Kaisermühlen ist zwar nicht mit der Straßenbahn erreichbar, aber mit der U-Bahn-Linie U1, diversen Buslinien, mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Unsere „Rund um die Badewanne Wien“-Tour führt ebenso durch Kaisermühlen wie unsere Grätzl-Rallye in der Donaustadt.

2. Internationales Flair

Auch im „Kaisermühlen Blues“ wird das Vienna International Center thematisiert. Das Vienna International Center – umgangssprachlich meist als UNO-City bezeichnet – mit seinen charakteristisch gebogenen Häusern wurde 1973-1979 erbaut. Hier haben diverse exterritoriale Organisationen wie UNO, UNIDO, UNHCR, IAEO ihre Büro. Insgesamt arbeiten hier rund 5.000 Personen. Da sie die Belegschaft aus vielen Ländern zusammensetzt und es sich um eine international agierende Organisation handelt, gelten hier im Bezug auf Feiertage, Karenz uvm. nicht die österreichischen Regeln.

Donau City von oben: im Vordergrund der DC Tower, dahinter UNO-City und Austria Center und die anderen Hochhäuser auf der Donauplatte

Donau City von oben (© Stadt Wien/Christian Fürthner | Stand: 2019)

Das Vienna International Center liegt im heutigen Stadtteil Donau City, der in den 1990-er entstanden ist. Wer es gern windig mag, sollte hier vorbeischauen. Zwischen den Büro- und Wohntürmen bläst immer ein starkes Lüfterl.

3. In der WIG gab’s einen Sessellift

Wenn Wienerinnen und Wiener davon sprechen, „in die WIG“ zu fahren, meinen sie normalerweise den Kurpark Oberlaa. Dort hatte 1974 die Wiener Internationale Gartenschau (kurz: WIG) stattgefunden. Aber bereits 1964 gab es eine WIG – und zwar in Kaisermühlen. Damals entstand der Donaupark mit dem höchsten Gebäude Österreich, dem Donauturm. Ebenfalls noch vorhanden ist die damals gebaute Donauparkbahn, leider abgebaut wurde aber der 2,2 Kilometer lange Sessellift. Damit konnten Besucherinnen und Besucher über die Gartenschau schweben.

Sessellift über den Gartenschau im Donaupark

Ansichtskarte WIG 64 (© Wien Museum)

Bevor hier der Donaupark entstand hatte Kaisermühlen bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Durch die Donauregulierung in den 1870er Jahren war dieses Gebiet nicht mehr so häufig überflutet. Dennoch lag es acht Meter tiefer als die Umgebung und damit immer noch im Überschwemmungsgebiet, weshalb hier Bauverbot herrschte. Stattdessen nutzte man den Platz bis in die 1960er als Mülldeponie. Daneben siedelten sich Menschen in einfachen Hütten an. Das sogenannten Bretteldorf wurde aber immer weiter zurückgedrängt, auch um Platz für neue Müllablagerungen zu schaffen. Bis 1945 gab es hier außerdem einen Schießplatz, der während des Nationalsozialismus für Hinrichtungen genutzt wurde. Daran erinnert heute eine Gedenktafel.

4. Schutzzone Schüttauplatz

Wer dachte, dass es Schutzzonen nur in den Innenbezirken Wiens gibt, war noch nicht am Schüttauplatz. Dieser gehört zu einer der wenigen Schutzzonen auf Wiener Stadtgebiet links der Donau. Mit Schutzzonen kann die Stadt Wien unabhängig vom Denkmalschutz Bereiche festlegen, deren charakteristische Ensembles vor Abbruch oder Überformung geschützt werden sollen.

Seinen Namen hat der Schüttauplatz übrigens vom Begriff „Schüttau“. Dabei handelt es sich um eine Insel, die durch natürlich Aufschüttung im Augebiet der Donau entstanden ist. Diese Bezeichnung wurde v.a. für neu entstandene Inseln nach Hochwässern verwendet.

5. Gänsehäufel: Badefreuden seit 1900

Als so eine Schüttau ist auch das Gänsehäufel entstanden, dessen Geschichte unmittelbar mit dem Namen Florian Berndl verbunden ist. Er pachtete 1900 einen Teil der Insel, auf der das Strandbad Gänsehäufel heute liegt, um hier mit seiner Familie zu leben. Seine naturheilkundliche Lebensweise zog immer mehr Wienerinnen und Wiener an, die hier auch badeten. Letztendlich annullierte die Stadt Wien den Pachtvertrag und eröffnete hier am 5. August 1907 als „Strandbad der Commune Wien am Gänsehäufel“Dass daran keine historische Bausubstanz mehr erinnert, lässt sich mit Bombentreffern 1945 erklären. Das neu gebaute Strandbad wurde dann 1950 feierlich wiedereröffnet. Mittlerweile stehen auch diese Gebäude unter Denkmalschutz.

Ansichtskarte mit Gänsehäufelmotiv, um 1910

Ansichtskarte mit Gänsehäufelmotiv, um 1910 (© Wien Museum)

 

Wenn Sie Kaisermühlen auch vor Ort erkunden wollen, können Sie den ganz am Anfang dieses Artikel genannten Touren folgen oder sich auf eigene Faust treiben lassen. Verraten Sie uns doch, was Sie vor Ort entdecken und wir in unsere Liste aufnehmen müssen! Das geht am einfachsten mit einem Kommentar.