Was es bringt, zu Fuß zur Schule zu gehen.
Zu Fuß, am Rad, im Auto oder mit den Öffis? Der Schulweg – oder viel mehr die Art und Weise, wie er zurückgelegt wird – ist ein gern diskutiertes Thema. Welche Vorteile hat es wirklich, den Weg mit eigenem Antrieb zurückzulegen? Ab wann schaffen Volksschulkinder die Strecke ohne Erwachsene? Und überhaupt: Wie bereitet man sein Kind angemessen darauf vor? Wir haben die wichtigsten Tipps zum Schulweg zusammengefasst.
Viele wissen es wahrscheinlich, aber wir erzählen es trotzdem gerne: Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Sie lieben es, unterwegs zu sein, von Stufe zu Stufe zu hüpfen, in die Pedale zu treten oder tanzend die Welt zu erkunden. Das macht Fußwege zu spannenden und lehrreichen Erfahrungen. Denn so entdecken Kinder die Welt – und damit auch die Freude an Bewegung für sich. Ganz im Gegenteil zu Autofahrten, die lediglich flüchtige Bilder und Eindrücke hinterlassen. Zusätzlich lernen Kinder mit jedem Erlebnis und jeder Bewegung. Das ist wichtig, denn dann meistern sie auch den Weg zu selbstständigen Verkehrsteilnehmerinnen oder Verkehrsteilnehmern mit links.
Mehr als die Hälfte aller Wiener Volksschulkinder kommt bereits aktiv, also zu Fuß, mit dem Roller oder am Fahrrad, zur Schule. Waren es vor zehn Jahren noch acht von zehn Familien, die sich für einen klimafreundlichen Schulweg entschieden haben, so sind es heute fast neun von zehn. Und der positive Trend setzt sich fort: Mittlerweile legen mehr Kinder ihren Schulweg zu Fuß oder per Fahrrad zurück. Daraus ergeben sich auch weniger Elterntaxis – und damit mehr Sicherheit auf der Straße.
Mehr als ein Weg.
Abgesehen vom Lerneffekt und der frischen Luft bringt der Schulweg mit Eigenantrieb,egal ob zu Fuß, per Rad oder Roller, viele weitere Vorteile. Was nach einer Kleinigkeit klingt, bereichert Kinder – aber auch Erwachsene – auf vielen Ebenen. Denn der selbst zurückgelegte Schulweg bringt wichtige Bewegung, steigert das Selbstvertrauen und sorgt für bessere Konzentration.
„Der Schulweg kann ca. ein Drittel des täglichen Bewegungsbedarfes der Kinder abdecken. Das ist sehr wertvoll, da beinahe jedes dritte Kind zu Übergewicht neigt – was chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes zur Folge haben kann,“ weiß Petra Jens, Fußverkehrsbeauftragte der Stadt Wien.
Das Schulweg-Training
Der Schulweg muss von Anfang an geübt und damit auch gegangen werden. Denn nur wer selbstständig „seinen eigenen Weg“ gehen darf, nimmt sein Umfeld bewusst wahr. So lernen Kinder vom ersten Schultag an Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Tipp 1: Sicherheit vor Schnelligkeit
Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind vor Schulbeginn den Schulweg fest. Wo sind interessante Ecken? Wo kann man sich nach Schulschluss am Nachhauseweg austoben? Oder welche Kreuzungen sollten gemieden werden? Wo muss man extra gut aufpassen – Stichwort toter Winkel? Besonders wichtig: Auch kritische Situationen sollten geübt und besprochen werden – zum Beispiel was zu tun ist, wenn das Kind vergisst bei der richtigen Station auszusteigen, oder wenn am Schulweg ein großes Fahrzeug auftaucht.
Die Schulwegpläne von Stadt Wien – Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten und AUVA, Landesstelle Wien helfen bei der Wahl der richtigen Route. schulwegplan.at
Tipp 2: Jeden Tag ein Stückchen mehr
Am ersten Tag bis ans Schultor, am zweiten bis zur letzten Kreuzung: Verlängern Sie jeden Tag den von Ihrem Kind selbstständig zurückgelegten Weg. Wichtig dabei: Vereinbaren Sie klare Regeln und zeigen Sie Ihrem Kind Ihr Vertrauen. Auch für Ihr Kind ist der Schulweg etwas Neues: Sparen Sie deshalb nicht mit Lob. Freuen Sie sich gemeinsam über die schrittweisen Erfolge. Das verleiht Mut und Stolz.
Tipp 3: Perspektivwechsel
Kinder nehmen den Verkehr anders als Erwachsene wahr. Versuchen Sie darum Folgendes: Begeben Sie sich mit Ihrem Volksschulkind auf Augenhöhe. So können Sie potenzielle Gefahrenquellen nicht nur besser erkennen, sondern auch aus Kindersicht beurteilen – und Ihr Kind darauf hinweisen. Nehmen Sie sich dafür Zeit und bleiben Sie überall dort, wo man besonders aufmerksam sein muss, stehen. Ermutigen Sie Ihr Kind, gemeinsam mit Ihnen Handlungen zu setzen. Denn dann denkt das Kind aktiv mit – und wird mit ein bisschen Übung die richtigen Schritte setzen. Einen kleinen Vorgeschmack auf den neuen Blickwinkel finden Sie hier: werkstadt.junges.wien.gv.at/wienaus90cm/
Tipp 4: Über den Schulweg sprechen
Welche Verkehrszeichen haben wir heute gesehen? Was tust du, wenn die Ampel ausfällt? Lassen Sie sich von Ihrem Kind vom Erlebten am Schulweg erzählen. So werden wichtige Momente reflektiert, eventuelle Unsicherheiten
besprochen und mit jedem gemeinsamen und selbstständigen Weg das richtige Verhalten gefestigt.
Tipp 5: Rollentausch
Kinder lieben es, Erwachsene zu spielen. Vor allem, wenn sie die „Chefposition“ einnehmen. Lassen Sie sich darum nach einiger Zeit von Ihrem Kind zur Schule bringen. So übernimmt es Verantwortung, wodurch Schwachstellen schneller sichtbar werden. Das trägt erheblich zum Erlernen des sicheren Verhaltens bei.
Mit den Öffis ins Klassenzimmer
Auch das Verhalten in den öffentlichen Verkehrsmitteln muss trainiert werden. Halten Sie es dabei wie beim Zu-Fuß-Gehen: Üben Sie mit Ihrem Kind und weisen Sie es auf Gefahren hin. Hier noch ein paar Tipps aus der Praxis:
Im Haltestellenbereich
Hier ist vor allem der Sicherheitsabstand zu den Gleisen oder der Fahrbahn wichtig. Darum: Nicht direkt an der Kante stehen.
Beim Ein- und Aussteigen
Kinder sollten immer die vorderste Türe verwenden. So werden sie allein oder auch in der Gruppe besser gesehen. Und: Erst, wenn das Fahrzeug die Station verlassen hat, die Straße queren!
Im Fahrzeug
In Bus, Bahn oder Bim sollten Kinder – wenn möglich – sitzen.
Auch die Schulfahrt will gelernt sein
Uns ist klar: Nicht jede Schule liegt ums Eck und nicht jeder Tagesablauf ist mit einem Schulweg-Spaziergang vereinbar. Aber gerade bei der Anreise im Auto lauern Tücken, die wir für Sie kurz zusammengefasst haben.
Die letzten Meter
Führen Sie Ihr Kind nicht direkt bis vors Schultor. Auf den letzten Metern zu Fuß trifft es Freundinnen und Freunde. Soziale Bindungen und Plaudern vor dem Unterricht sind wichtig. Außerdem vermeiden Sie so eine gefährliche Verkehrsbelastung vor dem Schulgebäude.
Übung macht sicher
Trainieren Sie den richtigen Ablauf beim Ein- und Aussteigen. Beachten Sie, dass Sie Kinder immer in Richtung Gehsteigseite aussteigen lassen. Dafür muss auch der Kindersitz auf der richtigen Seite angebracht sein. Auch wichtig: Verstauen Sie Schultaschen griffbereit und nicht im Kofferraum.
Abholregeln
Warten Sie beim Abholen nicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Kinder stürmen gerne drauf los, besonders nach dem langen Sitzen im Unterricht. Da kann es passieren, dass Ihr Kind, ohne auf den Verkehr zu achten, auf die Fahrbahn läuft. Und das kann echt ins Auge gehen.