5 neue Spazierrouten auf und rund um Wiener Friedhöfe
Zu Allerheiligen sind die Gräber auf Wiens Friedhöfen meist besonders hübsch geschmückt. Die ideale Zeit also, um den Spaziergang auf einen Friedhof zu verlegen. Den morbiden Charme können Sie auf über 50 Wiener Friedhöfen entdecken. Folgende fünf Vorschläge eignen sich neben dem Wiener Zentralfriedhof besonders gut zum Flanieren.
Unsere Wege führen meist in die Außenbezirke, weil die Friedhöfe in den Wiener Vorstädten – also in den heutigen inneren Bezirken – im 18. Jahrhundert geschlossen wurden. Auch die fünf kommunalen Ersatzfriedhöfen, die damals außerhalb des Linienwalls (= heutiger Gürtel) errichtet wurden, sind heute Parkanlagen.
Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf
Unmittelbar außerhalb des Gürtels liegt aber heute noch der Evangelische Friedhof Matzleinsdorf. Sie finden ihn in der Nähe des Matzleinsdorfer Platzes zwischen Triester Straße und Gudrunstraße. Bei Ihrem Besuch sollten Sie drei Dinge nicht verpassen. Erstens finden sich hier die Gräber vieler bekannter Persönlichkeiten. Zweitens wurde hier nach dem zweiten Weltkrieg ein russischer Soldatenfriedhof angelegt. Und drittens dürfen Sie die markante Christuskirche nicht verpassen. Ihren Bauherren Theophil Hansen kennen Sie vielleicht auch vom Parlamentsgebäude, der Wiener Börse oder dem Heeresgeschichtlichen Museum.
Wer nach der Besichtigung des Friedhofs dem Thema treu bleiben will, sollte den Spaziergang im Waldmüllerpark (ehemaliger Matzleinsdorfer Friedhof) oder im Haydnpark (ehemaliger Hundsturmer Friedhof) fortsetzen. In letzterem befindet sich auch ein Grabdenkmal an den Namensgeber Joseph Haydn, der hier bestattet war. Auf ersterem befindet sich ein Gräberhain mit alten Gräber, der auf Anfrage besichtigt werden kann.
Jüdischer Friedhof Währing
Der Jüdische Friedhof ist nicht öffentlich zugänglich, es werden aber regelmäßig Führungen angeboten. Wenn Sie es nicht zu einer Führung schaffen, können sie dennoch über die Friedhofsmauer einen Blick auf den Friedhof erhaschen. Denn hier gibt es viel zu entdecken: Wuchernde Pflanzen überdecken Grabsteine, die teilweise umgefallen sind. Ohne sich auf die Zehenspitzen stellen zu müssen, können Sie von außen aber das Taharahaus sehen. Es bildet den Eingang zum Friedhof und ist der Ort, wo die rituellen Waschungen durchgeführt wurden. Erbaut wurde es übrigens nach den Plänen von Joseph Kornhäusel, der unter anderen auch der Bauherr des Stadttempels in der Seitenstettengasse und vom Theater in der Josefstadt war.
Direkt neben dem Jüdischen Friedhof liegt übrigens der Währinger Park, auf dessen Fläche sich früher der Allgemeine Währinger Friedhof befand. Daran erinnert ein Gräberhain. Wenn Sie Ihren Spaziergang noch fortsetzen wählen, können Sie außerdem den nahegelegenen Schubertpark besuchen, der früher als Währinger Ortsfriedhof fungierte. Dort können Sie neben einem Gräberhain auch die Gräber von Ludwig van Beethoven und Franz Schubert entdecken.
Gersthofer Friedhof
Wenn Sie bereits in Währing sind, können Sie einfach Ihren Spaziergang stadtauswärts fortsetzen. Oder Sie starten Ihre Friedhofstour direkt beim Gersthofer Friedhof. Dabei handelt es sich um den kleinsten der drei Friedhöfe auf den Hängen des Schafbergs. Er liegt am nordseitigen Hang des Alsrückens. Beim Spaziergang über den Friedhof können das ein markantes Grab mit einer goldenen Büste kaum verpassen. Hier ruht seit 2011 der Musiker Ludwig Hirsch. Er hat übrigens in seinem Lied „Die Omama“ einem anderen Wiener Friedhof ein Denkmal gesetzt, und zwar dem Stammersdorfer Friedhof. Wir bleiben allerdings am Schafberg. Hier bietet sich eine Überschreitung der Czartoryskigasse in Richtung Hernals an.
Wer den Grünbeckweg hinab geht, landet unmittelbar zwischen dem Dornbacher Friedhof und dem Hernalser Friedhof. Wenn Sie allerdings noch die Aussicht vom Schafberg genießen wollen, gehen Sie stattdessen die Czartoryskigasse weiter bergauf: Ausblicke auf die Stadt von oben bieten einerseits der Hans-Bock-Park direkt vorm Schafbergbad und andererseits der Platz vor der Schafbergkirche.
Lainzer Friedhof
Auch der nächste Friedhof, den wir Ihnen als Spazierziel empfehlen wollen, liegt auf einem Berg – und zwar am Küniglberg. Der Lainzer Friedhof könnte fast übersehen werden, so klein ist er im Vergleich zu seinem großen Nachbar, dem ORF-Zentrum. Der schmale Streifen, der einen der kleinsten städtischen Friedhöfe in Wien bildet, erstreckt sich zwischen Würzburggasse und Elisabethallee. Der Eingang liegt direkt neben dem Eingang zum ORF in der Würzburggasse 28. Hier können Sie zum Beispiel das Grab des Philosophen Sir Karl Popper und des Regisseurs und Schauspielers Walter Davy besuchen. Letzteren kennen Sie vielleicht als Dezernatsleiter Paul Schremser in „Kottan ermittelt“.
Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, Promi-Gräber zu besuchen, sollten Sie Ihren Weg zum nahen Hietzinger Friedhof fortsetzen, den Sie ebenfalls auf der Elisabethallee in Richtung Schönbrunner Schloßpark finden. Die Liste der Ehrengräber ist mit 111 schon sehr lang, außerdem gibt es Gräber vieler weiterer bekannter Persönlichenkeiten: Heinz Conrads, Franz Grillparzer, Gerhard Hanappi, Gustav Klimt, Otto Wagner, usw.
Pfarrfriedhof Kahlenbergerdorf
Wahrscheinlich eine der idyllischsten Friedhofslagen in Wien weist der Pfarrfriedhof Kahlenbergerdorf auf. Sie finden ihn auf halber Höhe den Nußberg hinauf, wenn Sie diesen vom Kahlenbergdorf über die Eisenenhandgasse besteigen. Seine kleine Aufbahrungshalle ist übrigens erst seit 20 Jahren ans städtische Stromnetz angeschlossen. Er punktet also vor allem durch seinen Ausblick und die Chance, den Friedhofsspaziergang mit einer Weinwanderung zu verbinden.
Wenn Sie bei Ihrer Friedhoftour beim Thema bleiben und nicht bei den Heurigen versumpern wollen, empfehlen wir Ihnen den Weg zum Heiligenstädter Friedhof und zum Pfarrfriedhof Nussdorf fortzusetzen. Beide liegen am Fuße des Nußbergs. Beim Pfarrfriedhof kann man noch erahnen, dass ihm zur Errichtung im 19. Jahrhundert zwei Weingärten weichen mussten. Auch neben dem Heiligenstädter Friedhof liegen Weingärten. Auf seinen 2.655 Grabstellen haben viele bekannte Namen ihre letzte Ruhestätte gefunden, zum Beispiel Niki Lauda, Udo Proksch sowie Josefine und Leopold Hawelka.
Egal, ob Sie unseren fünf Tipps folgen oder einen der anderen aktuellen oder ehemaligen Friedhöfe besuchen, wir wünschen Ihnen viel Interessantes zu entdecken. Wenn Sie weitere Spaziergangsideen suchen, schauen Sie sich doch einmal das Führungsangebot der Friedhöfe Wien an.