Silvia an der Alten Donau

Silvia und ihr LiDo-Grätzl in der Stadt

Seit sie acht Jahre alt ist, lebt Silvia am LiDo, also Links der Donau. Sie bezeichnet sich daher selbst als Ur-Floridsdorferin, hat viele Geschichten zu ihrem Grätzl Donaufeld parat und nimmt mich auf einen ihrer liebsten Spazierwege entlang der Alten Donau und zum Donaupark mit [zur Route].

Was sie am Donaufeld schätzt? „Wenn man sehr lang da wohnt, kennt man auch viele Leute. Ich mag das sehr, dass es nicht Land ist, aber doch eine gewisse Atmosphäre hat, von Grätzl“, erzählt sie, als wir am Eisenbahnerbad vorbeispazieren und sie eine Episode aus dem Sommer Revue passieren lässt:

Da sind wir mal vorbeispaziert, da war das Buffet vom Schwimmbad gerade offen. Und es hat total gut gerochen nach Gulasch oder so. Und da haben wir über den Zaun gerufen: „Mah, da kriegt ma an Hunger.“ Und dann hat der vom Buffet zurückgerufen: „Na, kummst eina. Kummst, ich mach euch auf.“ Da sind wir gleich abgebogen.

Silvia beim Spazieren am Ufer der Alten Donau

Silvia beim Spazieren am Ufer der Alten Donau

Wenn Silvia von „wir“ spricht, meint sie sich und ihre Nachbarin. Die beiden sind täglich zum Nordic Walking unterwegs, auf drei Routen besonders häufig: entlang der Alten Donau bis zum Bootshaus, auf der anderen Wasserseite in den Donaupark oder durchs Donaufeld. Auf die zweite Route hat sie mich mitgenommen und mir einiges am Weg gezeigt. Die Route gibt’s hier zum Nachgehen inklusive Hintergrundinfos zu manchen Orten. Wie ich mir ihre Nordic-Walking-Touren vorstellen kann, habe ich sie gefragt:

Wir gehen die Alte Donau entlang bis zum Bootshaus. Wenn’s offen hat, kaufen wir uns einen Kaffee, machen eine längere Rast und gehen dann wieder zurück. Oder wir gehen durchs Donaufeld durch die Felder. Es ist ganz nett, weil’s mal ganz was anderes ist, aber es gibt halt nur schmale Straßen, keinerlei Gehsteig, keinerlei Befestigung und nix. Also es fahren die Autos, die Lastwägen an dir vorbei – eh langsam, aber trotzdem muss man immer ausweichen.

Kaffee, Che und Schläger

Was wir auch oft machen, ist, dass wir einen Tischtennisschläger mitnehmen, wenn kein Wind geht, weil es gibt öffentliche Tischtennistische.

Den Tischtennistisch im Donaupark sowie den angrenzenden Kiosk, den Silvia für eine Kaffeepause empfiehlt, passieren wir bei unserer Tour durch den Donaupark. Im Donaupark führt sie ihr Weg immer zur Che Guevara Statue, den sie als „alte Linke“ (Selbstbezeichnung) immer grüßen muss.

Che Guevara Statue im Donaupark

Che Guevara Statue im Donaupark

Gedenkkultur ist auch bei Silvia in der SPÖ Sektion am Kinzerplatz sehr wichtig. Außerdem bringt sie sich als Bezirkspolitikerin regelmäßig ein, wie sie mir beim Rückweg über den Birnersteg erzählt:

Hier auf der Brücke sind Hunde, kleine Kinder und alte Leute. Da gab’s ja die Forderung, dass man das Radfahren hier verbietet. Und das ist mein erster kommunalpolitischer Erfolg. Zwar wurde die Brücke eh schon verbreitert, ist aber immer noch zu schmal. Und dann habe ich vorgeschlagen, wir könnten eine Fairnesszone daraus machen. Dann hat’s geheißen, dass man nicht irgendwas auf den Boden malen kann, was einem gerade einfällt. Dann habe ich Fotos am Donaukanal gemacht und habe die unserem Bezirksvorsteher Georg Papai geschickt. Zwei Monate später hat’s geklappt, und einen weiteren Monat später hat der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevriry nach der Kagraner Brücke auf der Promenade auch „Fairnesszone“ hinmalen lassen. Ich bin ganz stolz. Wenn hier einer zu schnell mit dem Rad fährt, schrei ich ihn an: „Fairnesszone, heast!“ Sind eh fast immer nur Männer.

Wenn Sie also eine Frau beim Queren des Birnerstegs den Hinweis zur Fairnesszone rufen hören, grüßen Silvia doch.

Schrift "Fairnesszone" am Birnersteg

Schrift „Fairnesszone“ am Birnersteg

Spazierengehen oder Spazierenschwimmen?

Wo Sie Silvia noch treffen können? Beim Tischtennisspielen auf der Romawiese oder im Donaupark oder an lauen Sommerabenden beim Spazierenschwimmen.

Da bin ich dann eine Stunde oder eineinhalb im Wasser. Ich schwimme nicht her- und hinüber, weil die Segelboote eine irre Geschwindigkeit haben. Außerdem hab ich keine rote Haube und ich will auch keine. Ich schwimme also am Rand entlang – längs statt quer. Außerdem interessiert mich, was sich so am Ufer abspielt, in Schauentfernung.

Als Donaufelderin schwimmt sie dann das Mühlschüttel-Ufer entlang, das, wie Silvia erzählt: „sukzessive von unserem Bezirksvorsteher immer mehr verschönert worden ist. Also es sind Naturzonen eingerichtet worden, wo auch die Schwäne brüten. Es ist flacher gemacht worden, es ist ein Kinderstrand gemacht worden. Und hier kommt ein neuer öffentlicher Strand am Mühlschüttel. Ganz lieb aufbereitet mit Liegen und Pritschen, und es gibt Stege und Stiegen.“ Beim Spazierengehen entlang dieser Promenade trifft sie – vor allem an Sonntagen – ihre Nachbarn und Nachbarinnen und bleibt dann auch zum Plaudern stehen.

Blick aufs Mühlschüttel-Ufer an der Alten Donau

Blick aufs Mühlschüttel-Ufer an der Alten Donau

Wo ist der Zinkerbach?

Silvia scheint als Ur-Floridsdorferin alles vor Ort zu kennen. Ob das wirklich so ist, habe ich sie gefragt und eine überraschende Antwort bekommen:

Ich hätte mir nicht gedacht, dass ich in meinem Bezirk noch etwas entdecke. Aber am Sonntag habe ich eine Entdeckung gemacht. Und zwar bin ich mit einem Freund spazieren gegangen und er hat gesagt, dass er rausfinden will, wo dieses Zinkerbacherl ist. Das ist auf der Donauinsel. Es gibt zwischen Nordbrücke und Floridsdorfer Brücke einen ganz wilden Teil, und da fließt das Zinkerbacherl. Da sind wir durchspaziert auf einem ganz schmalen Pfad. Da gibt’s dann auch ein Brückerl über das Bacherl. Ich habe das nicht gekannt, ich war völlig baff.

Das wird vielleicht einer der wenigen Orte in Floridsdorf sein, der Silvia nicht kennt. Auch wenn Sie den Zinkerbach bereits kennen, können Sie auf Silvias Tour entlang der Alten Donau und zum Donaupark noch Neues erfahren. Hier ist die Tour als Route und Text zusammengefasst.