Gehweg in der Stadtwildnis Gerasdorfer Straße

Vom Interview zur Kartografie: So entsteht die LiDo-Fußwegekarte

Das Projekt „LiDo geht“ widmet sich dem Zu-Fuß-Gehen in Floridsdorf und Donaustadt. Derzeit entsteht in einem partizipativen Prozess die LiDo-Fußwegekarte mit den besten Tipps zum Spazieren in LiDo, also links der Donau. Wie dieser Prozess der Kartenerstellung abläuft, verraten wir in diesem Blogbeitrag.

Hierbei sind nicht nur die Expert:innen von STADTpsychologie und tbw research involviert, sondern vor allem viele Floridsdorfer:innen und Donaustädter:innen. Es geht dabei darum, die Motive, Tipps und Bedürfnisse jener Personen zu erfahren, die in LiDo wohnen und arbeiten.

Zwei Expertinnen beugen sich über Karten von LiDo

Die Expertinnen von tbw research und STADTpsychologie bei der Analyse der Interviewergebnisse (Foto: Clemens Raffler)

„Wohin würden Sie mich mitnehmen?“

Wer das Gebiet von LiDo – die Bezirke Floridsdorf und Donaustadt – umrundet, legt ca. 60 Kilometer zurück. Auf dieser großen Fläche befindet sich eine Vielfalt an Orten und Grätzln, was natürlich auch im Prozess berücksichtigt wurde. Die Expert:innen der STADTpsychologie führten Interviews mit Personen aus (fast) allen 18 Bezirksteilen. Auch bei der Auswahl nach Alter, Geschlecht, Kindern und Haustieren gab es bei den interviewten Personen eine große Bandbreite. Ihnen allen wurden im Interview ähnliche Fragen gestellt und zwar:

  • Wohin gehen Sie denn so? Im Alltag? In der Freizeit?
  • Was ist schön? Was könnte man verbessern?
  • Wohin würden Sie mich mitnehmen?
  • Was könnte man tun, damit noch mehr Leute zu Fuß gehen?

Die Interviewer:innen hatten bei den halbstündigen Gesprächen auch jeweils eine Karte dabei, in der schöne und weniger schöne Orte eingezeichnet werden sollten. Bei der Erhebung haben sie eine Vielzahl an Motiven kennengelernt, warum und wo die Floridsdorfer:innen und Donaustädter:innen zu Fuß unterwegs sind.

Ausschnitt aus der Powerpoint-Präsentation der STADTpsychologie. Hier werden Motive zum Zu-Fuß-Gehen wie Bademöglichkeit, Grün, Erholung genannt

Auswahl genannter Motive in der Interviews (© STADTpsychologie)

Die Gespräche liegen für die weitere Auswertung auch in schriftlicher Form vor. Sie bilden nicht nur eine wichtige Basis für die LiDo-Fußwegekarte, sondern auch für den Maßnahmenkatalog mit Verbesserungsvorschlägen zum Zu-Fuß-Gehen in LiDo, der ab Sommer 2022 entsteht.

In die Karte einzeichnen

Die Ergebnisse aus den Interviews sind mittlerweile bei den Mobilitätsexpert:innen von tbw research, die diese in die LiDo-Fußwegekarte übertragen. Da bei den Interviews der hohe Stellenwert von Grünräumen, Schatten und lokalen Sehenswürdigkeiten betont wurde, werden diese Erkenntnisse auch in die LiDo-Fußwegekarte einfließen. Dazu abstrahieren die Kartografie-Profis die Ergebnisse aus den Interviews, um diese auf der Karte darzustellen.

Um das an einem konkreten Beispiel zu zeigen: Stellen Sie sich vor, eine fiktive Person hätte in einem fiktiven Interview zu ihrem Lieblingsspaziergang folgendes erzählt: „Es ist ruhig und grün und mit ein bisschen Glück kann ich dort auf einer Bank sitzen und die Feldhamster beobachten.“ Daraus würden die Kartografie-Fachleute folgende relevante Karteninhalte ablesen: Tierbeobachtungen, Grün, Sitzgelegenheiten und Ruhe. Diese vier Dimensionen gibt es aber dann nicht nur am genannten Ort, sondern vielleicht auch wo anders auf der fiktiver Karte.

Ausschnitt aus der Powerpoint-Präsentation von tbw research, hier werden die Motive Tierbeobachtung, Grün, Sitzgelegenheiten und Ruhe genannt

Wie aus der Begeisterung für Hamster eine partizipative Karte wird (© tbw research)

Für die LiDo-Fußwegekarte erfolgt der Prozess analog. Durch die differenzierte Auswahl der Interviewten nach Alter, Bedürfnissen und Bezirksteilen sind bei den Interviews ganz unterschiedliche Motive fürs Zu-Fuß-Gehen zusammengekommen. Was wie genau in die Karte einfließen wird, können Sie im Mai in Papierform sehen. Feldhamster gibt es zwar nicht zu sehen, aber lassen Sie sich überraschen …