Alte Donau

Durch LiDo und VHS-Angebot

Die Wiener Volkshochschulen gibt es in ganz Wien, also auch links der Donau (LiDo). Wir haben die beiden VHS-Direktoren Karl Dworschak (Donaustadt) und Wolfgang Gruber (Floridsdorf) zum Spaziergang in LiDo getroffen. Am Weg vom VHS-Standort Bernoullistraße zum VHS-Standort Angerer Straße haben sie über ihre Wienliebe, die Wiener Volkshochschulen und die beiden Bezirke links der Donau erzählt.

Der kürzeste Weg zwischen den beiden VHS-Standorten in Donaustadt und Floridsdorf führt über die Donaufelder Straße. Für den Spaziergang nehmen wir allerdings den attraktiveren Weg über die Arbeiterstrandbadstraße und Alte Donau. Wer den Weg nachgehen will, ist rund eine Stunde unterwegs.

Wolfgang Gruber und Karl Dworschak vor der VHS Donaustadt

Wolfgang Gruber und Karl Dworschak vor der VHS Donaustadt (Foto: Mobilitätsagentur Wien)

Lettenhaufen

Die VHS Donaustadt befindet sich in der Bernoullistraße hinter dem Donauzentrum – hier beginnt unser Spaziergang. Wir queren die Donaustadtstraße und kommen über Schrötlgasse und Argonautenstraße zur Florian-Berndl-Gasse und weiter zur Alten Donau und zur Kagraner Brücke. Wer das Grätzl hier – den sogenannten „Lettenhaufen“ – wie der Donaustädter VHS-Direktor Karl Dworschak – öfter quert, kann zuschauen, wie alte kleine Häuser abgerissen und neue Bauten mit wenig Grünfläche errichtet werden.

Wer mit dem Namen Florian Berndl, nach dem eine Gasse benannt ist, nichts assoziiert, liest am besten gleich in unseren Blog-Beitrag zu Kaisermühlen nach. Aber warum heißt die Gegend hier „Lettenhaufen“? Mit dem baltischen Land hat es nichts zu tun, sondern setzt sich aus zwei anderen Begriffen zusammen. „Letten“ bezeichnet einen matschigen, lehmigen Ton, und „Haufen“ ist ein alter Begriff für Insel. Wer sich daran erinnert, dass hier früher das Auen- und Überschwemmungsgebiet der Donau war, hat sicher ein klares Bild vor Augen, wie es hier früher ausgesehen haben könnte.

Arbeiterstrandbadstraße

Über den Kagraner Steg und die Kagraner Brücke gelangen wir in die Arbeiterstrandbadstraße, entlang derer wir nach Floridsdorf gehen. Die Grenze zwischen den beiden Bezirken überschreiten wir auf Höhe der Donauturmstraße.

Ufer der Alten Donau

Während der ganzen Strecke bleiben Wolfgang Gruber und Karl Dworschak immer wieder stehen und genießen den Blick auf die Alte Donau. Wir passieren auch das Areal des ehemaligen Arbeiterstrandbads, nach dem die Straße hier benannt ist. Hier befindet sich heute ein öffentlicher Wasserzugang und eine Liegewiese, der ArbeiterInnenstrand. Wolfgang Gruber, VHS-Direktor in Floridsdorf, verrät uns: „Ich finde es wichtig, dass es öffentliche Bademöglichkeiten ohne Eintritt gibt. Ich nutze sie selbst gern für eine Stunde nach der Arbeit.“

Liegestühle am ArbeiterInnenstrand

ArbeiterInnenstrand (Foto: PID/Fürthner)

Am ArbeiterInnenstrand wurden nicht nur die alten großen Bäume erhalten, sondern auch die früheren Eingangsstufen zum Arbeiterstrandbad. Heute sind sie nicht mehr der einzige Zugang zum Areal, auch barrierefreie Wege wurden geschaffen.

Arbeiter-Bewegung und -Bildung

Das Arbeiterstrandbad wurde vor über 100 Jahren vom Arbeiterschwimmverein gegründet. Es hat damit dieselben historischen Wurzeln wie die Wiener Volkshochschulen. Auch sie wurden im Zuge der Arbeiter-/Arbeiterinnen-Bewegung als Bildungsvereine gegründet. Die ältesten Standorte befinden sich in Margareten, in der Urania und in Ottakring. Was damals galt, gilt auch heute noch. „Wir wollen einen niederschwelligen Zugang zu Bildung schaffen“, betonen die beiden VHS-Direktoren und werden im Laufe des weiteren Weges noch von einigen niederschwelligen Angeboten erzählen.

Romaplatz

Über einen neuen Gehweg verlassen wir die Arbeiterstrandbadstraße und erreichen bald Sintiweg, Lovaraweg und Romaplatz. Die drei Straßen sind erst seit 20 Jahren so benannt und erinnern an den Lagerplatz der Roma und Sinti, der hier bestanden hat. In dieser Volksgruppe gibt es immer noch überdurchschnittlich viele Menschen, die im klassischen Schulsystem benachteiligt wurden. Für sie und und alle, die es brauchen, hat die VHS ein spezielles Basisbildungs-Angebot. „Wir haben auch ein Angebot für jene mit Deutsch als Erstsprache. Es gibt nämlich rund 5-6% sekundäre Analphabetinnen und Analphabeten in Österreich. Für sie ich auch das Lesen eines einfachen Textes unmöglich. Im Rahmen der Basisbildung geht’s aber nicht nur um Deutsch, sondern auch um Mathematik“, erzählt Wolfgang Gruber.

Auf der Romawiese, Blick auf die Kinzerkirche

Auf der Romawiese, Blick auf die Kinzerkirche (Foto: Mobilitätsagentur Wien)

Karl Dworschak ergänzt hier das Lernhilfeprogramm, das von den Wiener Volkshochschulen für die Stadt Wien durchgeführt wird: „Es heißt Förderung 2.0 und wird in zwei Schienen angeboten: Direkt in den Schulen und bei uns in der VHS als Lernstationen. Da wurlt’s im ganzen Haus, wenn die Kinder zum Lernen da sind. Und sie kommen – egal, ob’s Freitagnachmittag ist oder draußen die Sonne scheint.“

Wasserpark

Wir queren wieder die Alte Donau – diesmal über den Birnersteg, über den uns die Donaufelderin Silvia schon erzählt hat, – und machen uns am Weg in die Angerer Straße zur VHS Floridsdorf. Hinter der U6-Trasse können wir den Wasserpark erahnen, zu dem Wolfgang Gruber einfällt: „Hier finden immer unsere Kurse zu Deutsch im Park statt. Bei diesen Kursen gibt’s die Möglichkeit ohne Anmeldung und ohne Kosten Deutsch zu lernen. Das wird sehr gern angenommen.“ – „Bei uns auch“, zeigt ein Blick nach Donaustadt: „Generell ist unser Angebot draußen eines, das auffällt. Während der strengen Pandemiezeit hatten wir in der Seestadt draußen Gymnastik-Kurse. Da haben über zwanzig Leute mitgeturnt, obwohl nur fünf oder sechs angemeldet waren.“

Personen, die im Park gemeinsam lernen

Deutsch im Park (Foto: Daniela Klemencic)

Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir bei der VHS in der Angerer Straße angekommen und haben viel über das Angebot der Wiener Volkshochschulen erfahren. Falls Sie jetzt Lust auf einen Kurs an den Wiener Volkshochschulen bekommen haben, erhalten Sie im Mai 2022 mit der Wien zu Fuß-App einen €10,- Gutschein (solange der Vorrat reicht). Und falls es Sie ohne VHS-Kurs zum Spaziergang an die Alte Donau zieht, empfehlen wir die Touren „Rund um die Badewanne Wiens“ oder „Silvias Lido-Runde zum Donaupark„aus unserer Routensammlung.