Erstes gemeinsames LiDo-Treffen von Floridsdorf und Donaustadt

LiDo geht“ steht für eine Kultur des Zu-Fuß-Gehens links der Donau. Das braucht Zeit und vor allem Persönlichkeiten, die sich dafür einsetzen. Seit sich im Herbst 2021 in Floridsdorf und Donaustadt Menschen zusammen gefunden haben, um das Zu-Fuß-Gehen in ihren Bezirken zu fördern, hat sich einiges getan. Im Mai 2022 trafen sich erstmals die beiden LiDo-Bezirksgruppen in einer größeren Runde. Gemeinsam mit Expert:innen aus der Stadtverwaltung diskutierten sie darüber, „was es braucht, damit die Menschen in LiDo häufiger zu Fuß gehen.“

 Straßen zum Zu-Fuß-Gehen

Mit Sabine Seitz von der MA28 – Straßenbau und -erhaltung sowie Clarissa Knehs von der MA19 – Stadtarchitektur konnten die Teilnehmenden an diesem Nachmittag diskutieren. Die neu gestaltete Franklinstraße – eine wunderschöne Flaniermeile im Bezirk – diente dabei als positives Exempel.

Sabine Seitz zeigt die Pläne der Franklinstraße beim LiDo-Treffen

Foto: Christian Fürthner

Attraktive Straßen zum Zu-Fuß-Gehen können unter folgenden Voraussetzungen gestaltet werden:

  • Bäume
    Wer zu Fuß geht, möchte das in angenehmer Atmosphäre tun. Sei es das Flanieren an Geschäftsauslagen oder an schattigen Bäumen und blühenden Beeten.
  • Platz
    Die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung links der Donau bietet eine nie da gewesene Chance, öffentlichen Raum neu zu verteilen. Wo vormals Pendler:innen parkten, könnte schon bald ein Baum oder ein Bankerl stehen.
  • Barrierefreiheit
    Zu-Fuß-Gehende möchten ihre Wege nicht mit Autos, E-Scootern und Fahrrädern teilen – weder fahrend noch geparkt oder herumliegend. Daher sind Maßnahmen zum geordneten Abstellen von Fahrzeugen jeder Art positiv für die Qualität des Zu-Fuß-Gehens. Dass Fußwege mit Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen gut zu befahren sind, sollte selbstverständlich sein.
  • Finanzierung
    Hochwertige Straßenräume mit Bäumen, Pflasterungen und großzügigen Aufenthaltsbereichen, wie man sie in der Franklinstraße vorfindet, sind kostspielig. Bezirke sind bei solchen Vorhaben auf Kofinanzierungen angewiesen – etwa der Stadt Wien, des Bundes oder auch von privaten Investoren im Zuge von „PPP-Projekten“ (public private partnership).

Gesund zu Fuß

Christian Körbler von der Wiener Gesundheitsförderung sowie Sigrid Karpf vom Nachbarschaftszentrum 22 Hilfswerk Wien stellten als Input und Inspiration zwei erfolgreiche Projekte vor: Die „Bewegte Apotheke“ und die „Frischluft-Buddies“. Beiden Projekten ist gemein, dass sich dabei Menschen regelmäßig treffen, um miteinander zum Nordic Walking oder spazieren zu gehen. Das dient dazu, der Isolation zu entfliehen und sich regelmäßig an der frischen Luft zu bewegen.

Zwei Menschen, die in Kaisermühlen spazieren gehen

Als positive Indikatoren für einen gesunden Lebensstil stellten sich in der Diskussion heraus:

  • Zu-Fuß-Gehen als Alltagsroutine (zB. Stiegensteigen, Arbeitsbesprechungen im Gehen, etc.)
  • Ein lebendiges Grätzl, Informationen über Gemeinschaftsaktivitäten in der Nähe
  • Attraktive Ziele in Wohnortnähe, die man fußläufig gut erreichen kann
  • Wettbewerbe zur Motivation, wie z.B. Schrittezähler

Mitreden beim Wegenetz

Peter Lenz, Programmkoordinator des „Zielgebietsmanagement – Floridsdorf – Achse Brünner Straße“ und Cornelia Sucher von der Lokalen Agenda Donaustadt sprachen über unterschiedliche Formen der Beteiligung im Spannungsfeld langfristiger Bezirksentwicklungen. In der Donaustadt entsteht derzeit eine Agendagruppe zum Zu-Fuß-Gehen – denn für aktive Beteiligung braucht man einen langen Atem.

Peter Lenz beschreibt den Planungsprozess in der Stadt Wien

Foto: Christian Fürthner

Was es braucht, um in LiDo mehr zu Fuß zu gehen, wurde in dieser Diskussionsrunde folgendermaßen beantwortet:

  • Ein attraktiver Fußweg von der Klinik Floridsdorf ins Bezirkszentrum
  • Das Öffnen bzw. Offenhalten der Wege durch Kleingartensiedlungen
  • Ganz allgemein: ein gutes Öffentliches Verkehrsnetz
  • Das Freihalten der Gehsteige von Hindernissen (z.B. parkende PKW, Räder und E-Scooter)
  • Mehr Querungsmöglichkeiten über verkehrsreiche Straßenzüge
  • Thematische Spazierrouten mit Infotafeln in den Bezirksteilen

Kultur des Zu-Fuß-Gehens

Eine globale Zu-Fuß-Geh-Initiative sind die so genannten „Jane’s Walks“, bei denen die eigene Wohmumgebung zu Fuß erforscht wird. Außerdem gibt es bereits etliche Angebote der Mobilitätsagentur Wien, die auf niederschwellige Art und Weise zum Zu-Fuß-Gehen anregen. Hier eine kleine Auswahl:

Teilnehmende beim Geh-Cafe durch Essling

Foto: Christian Fürthner

Stolpersteine & Hindernisse

Was tun, wenn der Schuh drückt? Darüber sprachen Clemens Raffler von tbw research und Christian Dechant von der Fußgängerinitiative Geht doch! Wien. Sie hatten dafür nützliche Tipps parat.

  • Beschwerden über Hindernisse auf Gehwegen können grundsätzlich über das Stadtservice Wien bzw. die Sag’s Wien App gemeldet werden.
  • Geht doch! Wien, die Wiener NGO für das Zu-Fuß-Gehen, ist offen für Menschen, die persönlich aktiv werden möchten. Der Verein greift regelmäßig ausgewählte Themen auf und bringt diese an die Öffentlichkeit.
  • Die in Deutschland entwickelte GEHCheck App erlaubt eine detaillierte Dokumentation der Qualitäten des Fußwegenetzes. Im Unterschied zu städtischen Melde-Apps dient sie nur dem Sichtbarmachen von Stärken oder Schwächen. Eine direkte Verbindung zu zuständigen Fachdienststellen ist nicht gegeben. Sie soll im Rahmen von „LiDo geht“ testweise eingesetzt werden.
  • Ganz andere „Stolpersteine“ sind in der Arbeitswelt zu finden. Hier könnte durch Anrechnung auf die Arbeitszeit der Gesundheitsnutzen aktiver Mobilität stärker berücksichtigt und honoriert werden. Mit diesem Aspekt befasst sich das Projekt active2work.
Dreiköpfige Familie auf einem schmalen Weg mit viel Pflanzen

Foto: Christian Fürthner

Links der Donau geht was weiter – dafür steht das LiDo-Netzwerk

Die Diskussion um die Förderung des  Zu-Fuß-Gehens ist noch lange nicht beendet. Sie hat gerade erst begonnen, Fahrt aufzunehmen. Weitere Veranstaltungen und Aktionen werden folgen. Wer sich einbringen möchte, erfährt Mitmachmöglichkeiten  und Termine über den LiDo Newsletter.