1. Geh-Café 2023: Im Wohnzimmer Währings zu Gast
Unser erster Spaziergang im Jahr 2023 führte uns in den Nordwesten Wiens, nach Währing. Wir haben uns angehört, warum Währing gar nicht so stark begrünt ist, wie allgemein angenommen und wo das Wohnzimmer der Währinger:innen ist.
Gäste des Geh-Cafés sind sehr unterschiedlich, aber drei Dinge lassen sich zusammenfassen: Sie sind treu, sehr interessiert an neuen Grätzln und wetterfest. Mehr als 50 Personen haben uns bei unserem Geh-Café durch den 18. Bezirk begleitet. Trotz Regens. Dass unsere Gastgeberin, die Währinger Bezirksvorsteherin Silvia Nossek, eigentlich im angrenzenden Hernals gestartet ist, hat uns nicht wirklich irritiert.
Treffpunkt war also am Dornerplatz in Hernals. Das war ein guter Startort, nicht nur wegen des Daches, das vor Regen geschützt hat. Dort konnten wir uns gleich informieren über die Grünachse, die vom Elterleinplatz, über die Kalvarienberggasse, Teschnergasse und Weimarer Straße quer durch Währing führt und erst im 19. Bezirk endet. Diese wurde in den letzten Jahren gestaltet und ist auch im sogenannten Fachkonzept Grün- und Freiraum vorgesehen.
Zum Wohnzimmer der Währinger:innen
Entlang dieser Grünachse sind wir also zum nächsten Punkt gegangen, entlang an vielen neu gepflanzten Bäumen und kamen in den 18. Bezirk, und dann gleich ins Wohnzimmer des Bezirks, den Johann-Nepomuk-Vogl-Platz. Dieser Platz wurde früher eher nicht so gut genutzt, wie uns Silvia Nossek erzählte. Denn außen waren Marktstandeln, innen ein paar Schanigärten und eine öffentliche Toilette genau in der Mitte. Nicht sehr einladend.
Im Jahr 2020 wurde der Platz neugestaltet. Die Bevölkerung wurde miteinbezogen und hatte viele Wünsche an den urbanen Raum. Nun ist es gelungen, dass die Schanigärten eher außen gerichtet sind, das störende aber wichtige WCist an den Rand des Platzes rerückt. Somit gibt es Platz für einen kleinen Spielplatz, Tischtennis-Tische und eine konsumfreie Zone. Und siehe da: Der Platz funktioniert. Sogar eine Tango-Gruppe nutzt hin und da dieses neu geschaffene „Wohnzimmer“ um zu tanzen, wie uns Nossek erzählt.
Der Platz wurde außerdem nach dem „Schwammstadt-Prinzip“ umgesetzt, wie uns Silvia Nossek erklärt hat:
Schulplatz in der Schulgasse
Weiter ging es in die Schulgasse und die Volksschule beim Schubertpark. Diese hatte, wie viele Schulen das Probleme, dass es viel Autoverkehr gab, und wenig Platz für Kinder. Das ist jetzt anders. Der Schulvorplatz wurde gänzlich neu gestaltet und somit mit dem angrenzenden Schubertpark verbunden. Ein großer Erfolg, wie Silvia Nossek erzählt: „Unterricht wird oft in den Park verlegt, die Kinder haben Platz und Sicherheit vor der Schule und auch der Elternverein berichtet, dass die Eltern sich nun besser kennen und verstehen, weil sie sich am Platz vor der Schule treffen können und plaudern.“
Wenn man beim Park steht, kann man es nicht glauben, aber Währing ist gar nicht so grün, wie man das eigentlich gedacht hätte. Zwar wurden früher im so genannten Cottage-Viertel sehr viele Bäume gepflanzt. Im Kreuzgassenviertel, in dem wir unterwegs waren, wurde aber nicht so viel Geld investiert. Die Straßen sind schmäler, auf Bäume wurde verzichtet. Nachträgliche Begrünungen sind aufwändig und teuer. Denn mittlerweile sind ja Gas-, Strom- und Internetleitungen unter den Straßen, das macht Baumpflanzungen schwieriger. Es zeigt aber auch: Entscheidungen in der Stadtplanung haben Auswirkungen für zukünftige Generationen.
Mehr Platz für den Markt und das Zu-Fuß-Gehen
Das will man auch im 18. Bezirk beherzigen. Letzte Station war auf der Schulgasse beim Kutschkermarkt. Dort wird gerade umgebaut. Immerhin platzt der Markt nicht nur aus allen Nähten, es wird auch in Zukunft eine wichtige Achse zum Zu-Fuß-Gehen zur neuen U-Bahn-Station beim AKH geben. Da heißt es also schon jetzt, Platz für Bäume, das Zu-Fuß-Gehen und auch Radfahren schaffen. Das wird gerade umgesetzt und auch gleich der Kutschkermarkt vergrößert. Sehr zur Freude der Anrainer:innen und der Marktstandler:innen.
Zum Abschluss haben wir uns, zugegeben eher kurz, eine Jause gegönnt. Wir haben viel gelernt, waren aber schon ein bisschen nass und teilweise durchgefroren. Zumindest ich.