Geh-Café: Demenzfreundliches Penzing

Das vorletzte Geh-Café des Jahres 2023 führte die Besucher:innen in den 14. Bezirk. Gemeinsam mit Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner, Bezirkssenior:innenbeauftragten Franz Hahn und der Senior:innenbeauftragten Sabine Hofer-Gruber wurde Baumgarten, ein besonders demenzfreundliches Grätzl in Penzing, erkundet. Rund 50 Personen folgten der Einladung bei spätsommerlichem Wetter und konnten einiges zum Thema Demenz erfahren.

„Ein Bezirk, wo alle Platz haben sollen“

Petra Jens und Michaela Schüchner heißen die Teilnehmer:innen willkommen

Fußgänger:innen-Beauftragte Petra Jens und Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner heißen die Besucher:innen des Geh-Cafés willkommen. Foto: Mobilitätsagentur Wien/Christian Fürthner

Penzing hat nicht nur durch die Nähe zum Wienerwald beste Voraussetzungen für Spaziergänge und Wanderungen im Grünen. Zahlreiche Parks und Grätzl laden auch innerhalb der Bezirksgrenze zum Flanieren und Entdecken ein. Davon können sich die Besucher:innen beim Geh-Café im 14. Bezirk selbst überzeugen. Vor der ehemaligen Kaserne, die danach ein Pflegeheim war und jetzt unter anderem die Bezirksvorstehung Penzing beheimatet, begrüßt Michaela Schüchner die Teilnehmer:innen. „Penzing ist ein Bezirk, wo alle Platz haben sollen. Und Demenz geht uns alle an,“ leitet Schüchner das Kernthema des heutigen Geh-Cafés ein und fügt hinzu:

 

Grätzlpolizist erklärt seine Arbeit

Grätzlpolizist Matthias Brandner gibt Einblicke in den Polizeialltag. Foto: Mobilitätsagentur Wien/Christian Fürthner

Dass die Geh-Café Gruppe dieses Mal sogar von der Polizei begleitet wird, hat einen einfachen Grund: Denn Polizist:innen werden durch eine Schulung für den Umgang mit Menschen mit Demenz sensibilisiert, erklärt Grätzlpolizist Matthias Brandner. Wenn es zu einem Einsatz mit Menschen mit Demenz kommt, arbeiten die Einsatzkräfte Hand in Hand. Betroffene Personen können dann schon einmal ihr gewohntes Umfeld verlassen, um beispielsweise zu ihrem früheren Lebensmittelpunkt zu spazieren, wie Brandner verrät:

 

Tageszentrum mit vielseitigem Angebot

Gleich hinter der Bezirksvorstehung befindet sich, ebenfalls auf dem Areal der ehemaligen Kaserne, das Tageszentrum Baumgarten. Dort werden täglich eine Vielzahl an Aktivitäten in Sachen Bewegung, Kommunikation und Kreativität angeboten. Außerdem gibt es spezielle Programme, die auf das Trainieren des Gedächtnisses ausgerichtet sind. „Je nach Vorliebe können sich die Damen und Herren bei uns alleine beschäftigen oder in der Gruppe. Viele spielen zum Beispiel gerne zusammen Mensch ärgere dich nicht oder Karten“, zählt die Leiterin des Tageszentrums, Frau Gabmeier, einige Möglichkeiten auf.

Teilnehmer:innen des Geh-Cafés stehen im Innenhof des Tageszentrums Baumgarten

Tageszentrum Baumgarten. Foto: Mobilitätsagentur Wien/Christian Fürthner

Spezielle Angebote gibt es auch für Personen mit Demenz. So treffen sich einmal in der Woche Menschen in sogenannten Validationsgruppen, um einerseits eine gewisse Routine zu bekommen, andererseits um Vertrauen aufzubauen. Und gerade im Umgang mit Menschen mit Demenz sollte man einiges beachten, wie eine Therapeutin erklärt:

 

Damit nicht alle Aktivitäten ohne die eigenen Angehörigen stattfinden, läuft aktuell auch ein Pilotprojekt zur demenzfreundlichen Gesundheitsförderung. „Dabei handelt es sich um ein Bewegungsangebot sowie eine Kochgruppe für Menschen mit Demenz und ihre Familienangehörigen“, beschreibt Physiotherapeutin Katharina Bros das Testangebot.

Multiplikator:innen in den Bezirken

Senior:innenbeauftragte für Wien, Sabine Hofer-Gruber

Sabine Hofer-Gruber, Senior:innenbeauftragte der Stadt Wien, informiert über das Angebot für Senior:innen. Foto: Mobilitätsagentur Wien/Christian Fürthner

Seit 2022 haben sich alle Bezirke als Demenzfreundliche Bezirke deklariert. Neben den 23 Bezirkssenior:innenbeauftragten gibt es mit den Koordinator:innen der demenzfreundlichen Bezirke nun auch eine:n Ansprechpartner:in zum Thema Demenz. „Dadurch haben wir 23 Multiplikator:innen in ganz Wien, die auf Bezirksebene darauf aufmerksam machen“, erklärt die Senior:innenbeauftragte der Stadt Wien, Sabine Hofer-Gruber. Zudem gibt es im Oktober, dem Monat der Senior:innen, zahlreiche Veranstaltungen für Menschen mit Demenz. Mit „Demenzfreundliches Wien“ hat die Stadt Wien außerdem eine Plattform ins Leben gerufen, die unterschiedliche Organisationen und Initiativen, die sich zum Thema Demenz engagieren, vernetzt. Damit auch die Öffentlichkeit mehr zum Thema Demenz sensibilisiert wird, wurde von Wien für Senior:innen, pünktlich am Welt-Alzheimertag am 21. September, ein kurzer Erklärfilm veröffentlicht. Der animierte Clip soll vor allem zur Bewusstseinsbildung der Wiener:innen und Entstigmatisierung von Demenz beitragen.

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Gartentherapie für Menschen mit Demenz

Nur ein paar hundert Meter weiter wird die Geh-Café-Gruppe von Monika Honeder empfangen. Sie leitet das Haus Gustav Klimt, eine Einrichtung für betreutes Wohnen in Penzing. Neben den beiden Langzeit-Pflegestationen im Haus gibt es auch zwei sogenannte Tagfamilien. Diese sind für Menschen, die in Wohnungen leben, aber schon demenzielle Symptome haben.

Die Gruppe hört vor dem Gustav Klimt haus der Leiterin des Hauses gespannt zu

Monika Honeder, Leiterin des Haus Gustav Klimt in Penzing, gibt Einblicke in den Tagesbetrieb. Foto: Mobilitätsagentur Wien/Christian Fürthner

Die Bewohner:innen erhalten in diversen Alltagssituationen Unterstützung und haben auch die Möglichkeit, an verschiedenen Aktivitäten im Haus Gustav Klimt teilzunehmen. Dass solche Aktivitäten für Menschen mit Demenz positive Wirkungen zeigen, beweist ein Beispiel aus der Praxis, wie Monika Honeder verrät:

 

Zentrum des Grätzls

Der vorletzte Stopp führt die Besucher:innen ins Zentrum des Grätzls, auf den Gruschaplatz an der Linzer Straße. Dort thront die Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Baumgartner Pfarrkirche, die der heiligen Anna geweiht ist. Gleich daneben, mit einer ebenso über 100-jährigen Geschichte, befindet sich die gleichnamige „St. Anna Apotheke“. Als Teil des Grätzls und Anlaufpunkt für alle Menschen sieht Apothekerin Lisa Zanon ihre Arbeitsstätte und erzählt, was die Apotheke, abgesehen von Medikamentenausgabe, mit Demenz auf sich hat.

Vor der St. Anna Apotheke in Penzing lauschten die Besucher:innen einer Mitarbeiterin

Gespannt lauschen die Besucher:innen Apothekerin Lisa Zanon. Foto: Mobilitätsagentur Wien/Christian Fürthner

„Wir kennen viele unserer Kund:innen schon jahrelang, wissen durch Gespräche über ihre Familiensituationen Bescheid und konnten so im Laufe der Jahre eine Vertrauensbasis mit ihnen schaffen. Als Stammapotheke für viele aus dem Grätzl sind wir zudem ein niederschwelliger Ort für Gesundheitsfragen.“ Ein letztes Mal setzt sich die große Gruppe in Bewegung und wird im nahegelegenen Guldenpark mit Snacks und Getränken empfangen. Die Teilnehmer:innen lassen den spätsommerlichen Abend unter den bereits bunt gefärbten Laubbäumen ausklingen.

Das nächste und letzte Geh-Café 2023 führt am 19. Oktober nach Meidling