Gehen in Wien. Was stört, was gefällt?
Zu-Fuß-Gehen ist beliebt, zeigt eine soeben veröffentlichte Untersuchung im Auftrag der Stadt Wien. Besonders motivierend wirken attraktive und abwechslungsreiche Straßen. Lärm und Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs stören am meisten.
Zu-Fuß-Gehen ist beliebt, zeigt eine Untersuchung im Auftrag der Stadt Wien (Magistratsabteilung 18). Was zum Gehen motiviert, sind attraktive und abwechslungsreich gestaltete Straßen. Lärm und Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs stören am meisten.
Um mehr über die Wünsche und Bedürfnisse der Zu-Fuß-Gehenden zu erfahren, befragte das Verkehrsforschungsbüro Factum 618 Personen aus Wien, im Alter ab 15 Jahren, über ihre Einstellungen zum Zu-Fuß-Gehen. Zusätzlich wurden 18 Tiefeninterviews und zwei Fokusgruppen-Diskussionen durchgeführt, um herauszufinden, was am Gehen gefällt, und was davon abhält.
Schöne Umgebung motiviert
Die repräsentative Umfrage zeigt, dass das Zu-Fuß-Gehen in Wien grundsätzlich eine beliebte Art der Fortbewegung ist. 80 Prozent der Befragten geben an, häufig zu Fuß unterwegs zu sein, 60 Prozent tun dies auch gerne. Die Gründe, die zum Gehen motivieren, liegen in einer schönen und abwechslungsreichen Umgebung, in der gesunden Bewegung und in der Einfachheit. Am Gehen wird geschätzt, dass es unkompliziert ist, keiner Hilfsmittel bedarf und man sich keine Sorgen um einen Parkplatz machen muss.
Motorisierter Verkehr stört
Was Zu-Fuß-Gehende am meisten stört, sind Lärm und hohe Geschwindigkeiten des motorisierten Verkehrs. Vorrangverletzungen durch Autofahrende bei Schutzwegen werden ebenso wie Radfahren am Gehsteig als unangenehm, aber nicht häufig, erlebt. Jene Befragten, die angaben, selten zu Fuß unterwegs zu sein, betrachten den Radverkehr als sehr störend und als größte Gefahrenquelle.
Ein weiteres Ärgernis stellen Ampelschaltungen dar.
Geringer Stellenwert in der Gesellschaft
Dem Gehen wird trotz aller Vorteile ein geringer Stellenwert in Gesellschaft und Politik nachgesagt. Um im Bezirk besser zu Fuß voran zu kommen, wünschen die Befragten an erster Stelle Einschränkung des Autoverkehrs, an zweiter Stelle mehr Grünflächen im öffentlichen Raum. Langsamerer Autoverkehr, rücksichtsvollere Autofahrende und mehr Sitzmöglichkeiten folgen danach.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die in den letzten Jahren gestiegene Zahl an Gehsteig-Vorziehungen und Fahrbahn-Aufdoppelungen in Kreuzungsbereichen von den Befragten nicht registriert wurden.
Beschwerden zu Autos, Ampeln, Rädern
Das Anfragemanagement von Wien zu Fuß liefert ebenfalls Hinweise auf Wünsche der Zu-Fuß-Gehenden. Die Mobilitätsagentur Wien hat im Jahr 2013 670 Anfragen zum Fußverkehr entgegen genommen und ausgewertet. Verunsicherung durch motorisierten Verkehr, zu kurze Grünphasen bei Ampeln und Konflikte mit Radfahrenden sind dabei die häufigsten Themen. Zum großen Teil bestätigt das die Ergebnisse der Studie, wenn auch mit etwas anderer Gewichtung.
Während am Stadtrand eher zu schmale oder nicht vorhandene Gehsteige und mangelnde Beleuchtung eine Rolle spielen, sind es im Zentrum vorwiegend Probleme an Ampeln und auf gemischten Flächen für Rad- und Fußverkehr.
Hundekot zurückgegangen
Im Vergleich zu früheren Studien fällt auf, dass Hundekot auf Gehwegen an Bedeutung verloren hat. Auch im Anfragemanagement von Wien zu Fuß wird er nur selten als Ärgernis angeführt. Im Jahr 2009 wurde dies noch als häufigste Barriere beim Zu-Fuß-Gehen genannt. Das zeigt, dass konsequente Bewusstseinsbildung gepaart mit guter Infrastruktur Erfolg bringt.
Kommunikation für den Fußverkehr
Regelmäßige Befragungen und genaues Zuhören sind die Grundlage für eine umfassende Kommunikation zum Fußverkehr. Wie bereits im vergangenen Jahr begonnen, wird die Stärkung der Rechte von Zu-Fuß-Gehenden und mehr Rücksichtnahme bei Schutzwegen und auf gemischten Flächen, und zwar von allen Verkehrsteilnehmenden, im Zentrum stehen. Um mehr Menschen für das Gehen zu begeistern, wird ab 2014 der positive Gesundheitsnutzen des Gehens besonders hervorgehoben.
Die gesamte Studie finden Sie hier: NutzerInnen-Befragung – Was am Gehen gefällt und was davon abhält