2022
Die Anfang der 1950er Jahre errichtete, von Franz Schuster geplante Siedlung zwischen Siemensstraße, Wankeläckergasse, Justgasse und Ruthnergasse in Floridsdorf ist wohl gerade wegen ihrer Einfachheit nicht sehr bekannt. Dabei hat die Siedlung bemerkenswerte Qualitäten: schlichte Architektur unaufgeregt umgesetzt, benutzbare grüne Höfe im sprichwörtlichen menschlichen Maßstab, Fußwege die getrennt vom Autoverkehr durch die ganze Siedlung führen. Wer sich fragt wie „einfach bauen“ geht, sollte wenigstens einmal hier gewesen sein. Aber auch die Wohnbauten der 1960er, 1970er und 1980er Jahre in unmittelbarer Nachbarschaft bieten einen spannenden Vergleich und die Erkenntnis, dass der Siedlungsbau sich in eine andere Richtung entwickelt hat, dorthin wo Konsum, Autoverkehr und Balkone zunehmend wichtiger geworden sind – und der gemeinsam genutzte öffentliche Raum an Bedeutung verloren hat.
Die Siedlung von Franz Schuster könnte als Wohnmodell ein Gegenstück zu einer belebten, urbanen Brünner Straße sein, das Rückzugsgebiet einer Community hier, die zur Diversität des Städtischen dort beiträgt – wenn es denn diese urbane Diversität auf der Brünner Straße gäbe. Ob und wie beides zusammengehört und ob sich der scheinbare Widerspruch zwischen dem einen und dem anderen auflösen lässt, wollen wir gemeinsam spazierend erkunden.
Treffpunkt: Straßenbahnstation Großjedlersdorf (Linie 31 oder 30), vor der Schule Brünner Straße 139