2024
Der große Boulevard jenseits des Donaukanals mit einer Sichtachse, wie sie Wien kein zweites Mal hat, war seit dem 19. Jahrhundert Eintrittsavenue in die Stadt. Zwischen 1890 und 1914 entwickelte sich die Achse zum Zentrum einer neuen Großstadt-Kultur: mit Theatern, Kinos, Musik, Kabaretts und Kaffeehäusern – erstmals waren Frauen dabei Protagonistinnen.
Diese Phase der Metropolwerdung ist verbunden mit einer „anderen“ Wiener Architekturmoderne, die jenseits von traditionellem Fassaden-Denken mit der modernen Eisenbetontechnologie neue Bautypologien und offene, lichtdurchflutete Räume schuf. Der Nestroyhof, geplant von Oskar Marmorek – er entwarf auch das Vergnügungsviertel „Venedig in Wien“ am Prater-Ende der Achse – und der Fürstenhof von Georg Spielmann mit dem Budapester Orpheum sind Beispiele für diese neuen Bauansätze mit dicht gemischten Nutzungen und innovativen Theatern. Wesentlich getragen wurde diese Entwicklung zur kulturellen Metropole durch das jüdische Wien. Der Große Leopoldstädter Tempel lag bis zum Novemberpogrom 1938 ebenfalls an der Achse. Für die Neugestaltung der Praterstraße 2024 zeichnet 3:0 Landschaftsarchitektur verantwortlich.
Tickets: € 4,60 (vorab im Az W Shop oder vor Ort)