Architektur zum Abheben. Von der Otto-Wagner-Kirche zur Hauptbücherei
Auf diesem Spaziergang führt Christina Rademacher ins Naherholungsgebiet Steinhof, von der Otto-Wagner-Kirche durch kleine Siedlungen, große Wohnblöcke, vorbei an der Stadthalle bis zur
Hauptbücherei. In ihrem Buch „Vom Hinterhof in den Himmel“ (Pichler Verlag) finden sich noch weitere entdeckenswerte Spazier-Routen.
Schleichwege entdecken..
Dieser Spaziergang stammt aus dem Buch "Vom Hinterhof in den Himmel" von Christina Rademacher. Das Buch ist im Pichler Verlag erschienen.
Wien zu Fuß dankt der Autorin und dem Verlag für die Möglichkeit, die Spazier-Route (hier in einer gekürzten Fassung) zu veröffentlichen.
Sanft geschwungene Wiesen, Obstbäume, Hügelketten am Horizont: Der Spaziergang beginnt im Naherholungsgebiet Steinhof, das nicht nur landschaftlich reizvoll ist. Wenn man durch das Wäldchen in Richtung Spital geht, sieht man die vergoldete Kuppe der Kirche St. Leopold – nach ihrem Architekten zumeist Otto-Wagner-Kirche genannt – wie eine zweite Sonne über den Baumkronen aufgehen.
Bevor man durch die Pavillons, die sich gleichmäßig unter der Kirche verteilen, zum Ausgang geht, lohnt sich ein Abstecher zum Pavillon V südwestlich der Kirche. Die dort befindliche Gedenkstätte Spiegelgrund erinnert an die Verbrechen der NS-Medizin.
Durch den Steinhofer Park und die Grüne Stube, einen dem Namen entsprechend heimeligen Fußweg, gelangt man zum Baumgartner Friedhof. Am Ausgang Donhartgasse liegt die Siedlung Am Flötzersteig. Versteckte Durchgänge führen zu Ameisbachzeile. Nach einem kurzen Anstieg steht man vor einem Dornröschenschloss der industriellen Art: Die Zeiss-Werke wurden 1915 gebaut, später von Philips und dem Bundesheer genutzt und stehen derzeit leer.
Von Häusern und Gärten..
Eher einem Kloster als einem Schloss ähnelt die Wohnbauanlage Breitenseer Straße 110 bis 112. Der parkartige Innenhof lässt sich gut als Abkürzung zur Steinbruchgasse nutzen. Auf bescheidene Kleingartenhäuschen und großzügigere Eigenheime entlang der Agricolagasse folgen die nächsten Wohnhausanlagen. Die modernste unter ihnen liegt in der Horvarthgasse, einem ruhigen Fußweg nahe der U-Bahn-Station Kendlerstraße.
Den Trend einer vergangenen Epoche spiegelt dagegen die Siedlungs- und Wohnhausanlage Schmelz wider. Über den Mareschplatz gelangt man zur Kleingartenkolonie, die nicht nur wegen ihres Schutzhauses mit seinem großen Gastgarten unter alten Kastanien bei Spaziergängern beliebt ist. Auf dem Weg Richtung Stadthalle durchquert man das Nibelungenviertel, wobei man den verträumten Burjanplatz mit der bescheidenen Christkönigkirche und dem schwerfälligen Johann-Witzmann-Hof kennenlernt.
Was hör ich da..
Durch den Vogelweidpark erreicht man ein zumindest bei Architekturexperten unumstrittenes Meisterwerk der jüngeren Wiener Baugeschichte, die Stadthalle. Noch ein paar Schritte durch den Märzpark, und schon ist man am Gürtel, wo die Hauptbücherei wie ein Schiff den Verkehrsstrom teilt. Schön ist hier vor allem der Ausblick von der ganz oben aufs Dach hinauf führenden Außentreppe, den man nach einer letzten Herausforderung der vielleicht schon müden Beine genießen kann.